Geschichte des Brünigschwinget
Aufgrund alter Volksüberlieferungen weiss man, dass die Geburtsstätte unseres schönen und edlen Schwingens im Alpen- und Voralpenland, im Herzen der Schweiz liegt. Mit Chroniken lässt sich belegen, dass die Alpen des Haslitales, des Obwaldnerlandes und des Entlebuches zu den eigentlichen Ursprungsgebieten gehören. Anlass zu diesen ersten eigentlichen Schwingfesten geben ursprünglich die eigentlichen Kapellweihfeste. Bergkapellen werden während der Sommer- und Alpzeit meist zu Schauplätzen sommerlicher Bergkilbenen. Im Emmental und Entlebuch wurden solche Anlässe mit Schwingfesten verbunden. Aus diesen Treffen entwickeln sich so im Laufe der Zeit die zur Tradition gewordenen vielen Älplerfeste. So reift mit der Zeit der Gedanke, die Kräfte mit den Sennen von den umliegenden Alpen zu messen und gegenseitig unter sich den Stärksten zu erküren.
Was liegt da geographisch näher als die Brünigpasshöhe, die Grenze zwischen den beiden traditionellen Schwingerlagern vom Bernbiet und der Innerschweiz. So werden laut Überlieferung bereits im 19. Jahrhundert und früher die ersten Zweikämpfe auf dem Brünig ausgetragen. Die Sennen der umliegenden Alpen treffen sich jeweils Ende September, nachdem das Vieh zu Tale getrieben worden ist, auf der Passhöhe zu ihrem Schwingfest. Mit dem wirtschaftlichen Aufblühen des Tourismus und Handels kommt auch dem Schwingen auf dem Brünig eine grössere Bedeutung zu. So wird im Jahre 1893 der heute allseits so beliebte Brünigschwinget aus der Taufe gehoben. Erstmals wird damals eine offizielle Organisation dieses Schwingets vom Schwingerverband Obwalden und einigen Haslibergern gemeinsam an die Hand genommen. Der erste Schwingplatz liegt in der Bärschwendi, einem Heimwesen unterhalt der Kantonsstrasse. Doch bereits kurz Zeit später wechselt man den Schwingplatz zum damals bedeutungsvollen Grand-Hotel Kurhaus auf der Bernerseite. Der Brünigschwinget wird ehemals „Wachtschwinget“ genannt. Auch das hat eine geschichtliche Bewandtnis. Während der Reformation im Kanton Bern (1528) leidet das Verhältnis zwischen den beiden Talschaften.
Dies kommt in Grenzhändeln am Brünig anlässlich des Kappeler Krieges (1531) zum Ausdruck. Die Obwaldener müssen damals an der Kantonsgrenze Wache stehen und verhindern, dass Andersgläubige in den Kanton eindringen. Mit der Gründung der Schwingersektion Hasliberg im Jahre 1908 wird in der Folge das Brünigschwingfest vom Obwaldener Schwingerverband (ab 1935 Ob- und Nidwaldner Schwingerverband) in Zusammenarbeit mit der Sektion Hasliberg verbandsmässig organisiert und durchgeführt. Erst im Kriegsjahr 1916 wurde an der Brünigstrasse inmitten von Wald und Weide der heutige Schwingplatz errichtet und erhält als dritten Standort seinen endgültigen Vorzug. Dieses Areal gehörte damals dem Besitzer des Hotels Alpina, Johann Abplanalp. Er stellt den beiden Verbänden diesen geeigneten Schwingplatz zur Verfügung unter der Bedingung, dass ihm fortan das Wirtsrecht am Schwinget zusteht. Weil der Anlass sich von Jahr zu Jahr einer grösseren Beliebtheit erfreut, muss der Platz bereits 1934 erweitert werden. Damals nimmt der arenaförmige Aufbau des heutigen „Naturstadions“ seinen Anfang. Annodazumal sind fünf Reihen für die Zuschauer mit einfachen Mitteln und viel Fronarbeit aufgebaut worden. Dabei stellt der Wirt in Absprache mit den Festorganisatoren grosszügige Bedingungen: Die Sitzreihen werden möglichst breit angelegt, damit Getränk und Esswaren vom Wirtepersonal möglichst ungehindert an die Zuschauer herangebracht werden kann. Der Brünigschwinget hilft dem Alpinawirt sogar die wirtschaftlich schlechten Kriegsjahre zu überstehen.
Im Jahre 1945 wird das Hotel und die dazugehörige Liegenschaft mit dem Schwingplatz käuflich. Mutig bewerben sich darauf hin der Schwingerverband von Ob- und Nidwalden und die Schwingersektion Hasliberg darum, um so in den Besitz des Schwingplatzes zu kommen. Hotel und Inventar sowie der Schwingplatz mit Umschwung werden separat erworben. Für das Hotel müssen 70000 CHF bezahlt werden. Für den Schwingplatz 13000 CHF. Dabei beträgt der Anteil vom Ob- und Nidaldner Schwingerverband zwei Drittel, derjenige der Schwingersektion Hasliberg einen Drittel. Fünf Jahre später wird das Hotel mit Umschwung bis an die Kantonsgrenze zum Preis von 79000 CHF bereits weiterverkauft. Somit bleibt von nun an der Schwingplatz mit etwas Umschwung im Besitz der beiden Verbände. Dank der Weitsicht und Entschlossenheit der Schwingerfreunde von damals dürfen der Ob- und Nidwaldner Schwingerverband und die Schwingersektion Hasliberg das wohl schönste Festplatzareal stolz als ihr Eigentum betrachten. Viel Pionierarbeit wird dabei in all den Jahren von den Ehrenmitgliedern Leo Bucher, Kerns und Josef Ming, Lungern geleistet. Auch unter dem neuen OK Präsident Ernst Reber, Alpnach (1947 – 1971) wird in der Folge mit viel Liebe und Sorgfalt am Um- und Ausbau der Festplatzanlage weitergearbeitet.
Mit dem Weiterverkauf der Liegenschaft des Hotels Alpina im Jahr 1972 setzt das OK unter dem Präsidium von Siegfried Bürgi alle Hebel in Bewegung, um in den Besitz des Wirterechts am Brünigschwinget und des Zufahrtrechtes zum Schwingplatz zu gelangen. So wird die Festwirtschaft seit dem Jahr 1971 vom OK in eigner Regie geführt. Mit dem nun ständig wachsenden Reingewinn wird auch in den kommenden Jahren sehr viel Geld in den weiteren Ausbau und die Verbesserung der Schwingplatzarena investiert. Auch der Verkauf der Billette fällt in diese Zeit. Heute sind schon wenige Tage nach dem Beginn des Vorverkaufs sämtliche Sitzplätze schon wieder vergeben. 1985 wechselt das Präsidium zum Wildhüter und Jodler Ruedi Rymann aus Giswil. Schon nach drei Jahren wird unter seiner Führung mit dem wunderschönen aus Rundholz gebauten Folklorehäuschen ein wahres Bijou erstellt. Dieses kleine Hüttli fügt sich mit seiner währschaften Holzkonstruktion aufs Beste in die idyllische Naturarena ein. Die Innschrift im Innern „Begegnung – Freundschaft“ soll in Zukunft Leitbild für das traditionelle Schwingfest oben auf dem Brünig sein. Ab 1992 übernimmt der Lungerer Mathias Ming das Zepter vom Brünigschwinget in die Hand.
Bereits warten neue Aufgaben auf das initiative OK. Der Eidg. Schwingerverband kommt mit der Auflage, dass aus dem traditionell zusammenhängenden Sägemehlplatz vier einzelne Schwingplätze hergerichtet werden müssen. Dies bedingt der Wegnahme der untersten Zuschauerreihen in der Mitte und eine Platzsanierung (Anhebung des Platzes um 20 – 50 cm).
Bereits schon einige Jahre später wurden die Vorschriften im technischen Regulativ des ESV angepasst. Der Durchmesser der Schwingplätze an Kranzfesten musste von nun an 12 m betragen. Ohne grössere Investitionen und weitere Bauarbeiten auf dem Festgelände konnten diese Vorgaben nicht umgesetzt werden. Es wurde in der Folge eine Baukommission unter der Leitung von Mathias Ming gegründet. Nebst der Vergrösserung des Schwingplatzes sollte die Infrastruktur wie zB. die Aufenthaltsräume der Schwinger, Duschen, WC-Anlagen, Massageräume und das Rechnungsbüro den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Das Projekt wurden vom Ob- und Nidwaldner Schwingerverband und der Schwingersektion Hasliberg anlässlich der Delegierten- und Generalversammlung bewilligt und der nötige Baukredit wurde gesprochen.
Nach einer intensiven Planungsphase konnten nach dem Brünigschwinget 2012 die Bagger auf dem Festareal auffahren und die Umbauarbeiten wurden in Angriff genommen. Am 21. Juli 2013 wurde die neue Anlage festlich eingeweiht und dem interessierten Publikum vorgestellt. Eine Woche später wurde der Brünigschwinget 2013 erfolgreich in der neuen Arena durchgeführt. Der Baukredit konnte eingehalten werden und die Bauarbeiten wurden termingerecht erfolgreich abgeschlossen.
Das Jahr 2020 war für die ganze Welt ein ausserordentliches Jahr. Die Corona-Pandemie verunmöglichte eine Durchführung des Brünigschwinget. Noch im Jahr 2021 konnte das Fest wieder durchgeführt werden – jedoch ohne Zuschauer.
Das OK wird auch in Zukunft bestrebt sein, den beliebten Brünigschwinget zu hegen und pflegen und sich für die traditionellen Werte des Schwingsports einzusetzen.